Besuch im ZKM, Karlsruhe am 05.12.15

Zur Vorbereitung und Anregung und unserer bildungsART 16 haben wir die Ausstellung ‚INFOSPHÄHRE‘ im Zentrum für Medien und Kunst in Karlsruhe besucht.

Die Verwandlung der Dinge in Daten

In der alten Welt, der analogen Welt, gab es vor allem Dinge. Der Mensch gab den Dingen Namen und diese Beziehungen zwischen den Worten und Dingen haben für Jahrtausende die Kultur und die Zivilisation bestimmt. Die Menschen gaben aber den Dingen nicht nur Namen, sondern bereits vor Urzeiten machten sie sich Bilder von den Dingen. Die Welt der Worte und die Welt der Bilder haben sich im Laufe der Zeit verselbstständigt und wurden zu autonomen Welten. Die Beziehungen zwischen Worten und Objekten und zwischen Bildern und Objekten bilden die zwei wichtigsten evolutionären Stufen der Abstraktion. Die dritte Stufe ist die Abbildung der Objekte, Worte und Bilder aufzählen. Dadurch entstand die neue digitale Welt der Daten. Wie kommt es, dass aus Dingen, Bildern und Worten Daten wurden? Es bedurfte einer unendlichen Zahl von Theorien und Erfindungen, um diesen Wandel zu vollziehen. Einige sind uns vielleicht bekannt: das System aus 0 und 1, die Lehre der formalen Logik oder Russels Paradoxien usw. Sie alle sind Bereiter des Weges, wie der Teil des Seins, der gedacht werden kann und der Teil des Denkens, der gesagt werden kann- formalisiert und digitalisiert werden kann. Und plötzlich tauchte Kurt Gödel auf, der herausfindet, dass nicht alles wahr oder falsch sein muss, er erkennt eine 3. Möglichkeit: das Unentschieden. Ferner bewies er, dass große Systeme sich nicht selbst beweisen können! Hier entsteht also eine neue Herrschaft der Daten- neue Wirklichkeitskonstruktionen. (Aus dem Vorwort von Peter Weibel, Kurator und Vorstand des ZKM)

Bei unserem Besuch konnten wir die verschiedensten Datenübersetzungen kennen – und vielleicht auch begreifen lernen. Wie sehen Kunstwerke im digitalen Zeitalter aus, und welche sozialen Fragen stellen sie?
Einige Gedanken/ Erfahrungen nach dem Gang durch die Ausstellung sind angehängt.

Die Ausstellung kann noch bis 31.01.16 besucht werden und ist in jedem Fall empfehlenswert. (Klara, Sebastian, Tamara, Kerstin, Jannis, Philipp, Judith, Kore, Natalia, Florian, Chiara, Elias, Fabian)

Sich überlagernde Gleichzeitigkeit

Einige Eindrücke unseres Besuchs der Ausstellung „Infosphäre“ im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe am 5. Dezember.

„Es war spannend zu erleben, wie es ist, permanent reizüberflutet zu sein von virtuellen Lichtern und Geräuschen. Da wurde die „Cloud“, in der wir leben, wahrnehmbar. Viele Kunststücke haben in mir die Frage angeregt: Was ist die Wirklichkeit?“
Kore

„Ich finde es erstaunlich, wieviel man aus einem Menschen herauslesen kann- Stimme und Bewegung werden visuell in ein Schriftbild übertragen.“
Kerstin

„Gespenstische, fratzenartige Gesichter schauen mich an- es sind übersetzte biometrische Daten von Gesichtserkennungssoftware. So „sieht“ uns ein Computer?“
Sebastian

„Man ist der scheinbar willkürlich angeordneten und sich überlagernden Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Sinneseindrücke ausgeliefert- ohne eigene Fragestellung weiß man eigentlich nichts mit den Exponaten anzufangen. Man ist von sinnlichen Eindrücken ständig abgelenkt- die Frage stellt sich: Werde ich in der medialen Welt nur abgelenkt oder sogar gelenkt? Wie kann ich wieder lenken?“
Judith

„Wir konnten beobachten, wie Künstler bild-, objekt- und bewegungsschaffende Methoden verwendeten, um Daten, Abstraktionen, Untersinnliches in eine sinnliche Atmosphäre zu übersetzen“
Sebastian

„Widersprüchliche Stimmung: der Wirklichkeit unserer Welt näher zu kommen und mich zugleich von mir selbst zu lösen – in eine „Sphäre“, die mir so irreal erscheint.“
Klara

„Bei visuellen Erlebnissen (3D-Brille) entstand die Vorstellung eines Vollkommenheitsideals, was Bewegungsfreiheit am Ort und die Seinsrealität anbelangt. Dieses Ideal wirkte wie ein Sog, der in mir eine große Ungeduld hervorrief sowie den Drang, weiter und immer wieder alle Möglichkeiten auszuprobieren. Setzte ich die Brille ab, hatte ich erstmal Schwierigkeiten (oder Auffälligkeiten) bei der Orientierung im Raum.
Diese oder eine ähnliche Faszination trat v.a. bei Einrichtungen/Istallationen auf, die spielerisch die eigene Gestalt aufgriff und sie als ein oder in Verbindung mit einem Kunstwerk umsetzte. Das wirkte dann auch ganz belebend. Etwas in mir will, dass mein Menschsein elektonisch wird…???
Es gab auch einen Film, der genau das thematisierte: „…incurable epidemic of knowledge“ [and experience]. Am Ende kam die Flut. Die Filme gefielen mir zum Teil sehr gut.
Nach einer ersten Einheit in der Wahrnehmung der Außenwelt – Straßen, Himmel, Sonne – das Gefühl, nicht direkt, als ob etwas fehle, aber doch, dass das ein bisschen mager erscheint (keine schrägen Tonklänge von allen Seiten, keine vor den Augen auftetende interaktive Weltkarte, mittels der ich mich in die wichtigsten Städte weltweit begeben kann).
Ich wäre gern länger geblieben, mit dem Gefühl, es hätte noch mehr zu erfahren gegeben aus dieser ‚Welt‘. Doch wie kompliziert die Spiele (3. Stock) zum Teil sind und schwer zu bedienen – und wie auffällig schnell sie die Zeit schwinden lassen – das Gefühl der Unerfülltheit wäre doch wohl am Ende gleich gewesen.“
Philipp