Anlässlich des Themenschwerpunkts „Bildung“ bei der bildungsART 19 im Februar 2019 veröffentlichen wir regelmäßig kurze Interviews mit unterschiedlichen Menschen zu drei Fragen. In diesem Beitrag haben wir Winfried Kretschmann befragt, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (Bündnis 90 Die Grünen), von Beruf Lehrer.
1. Was ist/bedeutet Bildung für Sie?
Der Zugang zu einer guten und zeitgemäßen Bildung ist nicht nur für unseren heimischen Wirtschaftsstandort enorm wichtig, Bildung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und das Wichtigste, was wir Kindern und Jugendlichen mit auf den Weg geben können. Wir müssen sicherstellen, dass gute Bildung, Bildungserfolg nicht von der sozialen Herkunft der Kinder abhängt. Leider ist das keineswegs selbstverständlich.
2. Was hat Sie persönlich in besonderem Maße gebildet?
Wir haben in Baden-Württemberg eine vielfältige Bildungslandschaft, für die die Landesregierung viel tut. Das fängt bei den Kleinsten an. Da bauen wir zum Beispiel die Sprachförderung im Kindergarten aus, weil sichere Sprachkenntnisse Voraussetzung für eine gute Bildung und Teilhabe sind. Und die Grundschulen haben zusätzliche Unterrichtsstunden erhalten, die schwerpunktmäßig für die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen eingesetzt werden. Wir stärken die Schulleitungen, die ganz entscheidend für das Klima an einer Schule und eine qualitätsvolle Schulentwicklung sind – das sind nur einige Beispiele. Aber wir müssen auch ehrlich feststellen: Es gibt noch einiges zu tun. In den Vergleichsstudien sind wir zurückgefallen. Deshalb haben wir eine Qualitätsoffensive gestartet und verbessern so langfristig die Unterrichtsqualität im Land.
3. Was wünschen Sie sich für die Weiterentwicklung des Bildungssystems?
Was die Weiterentwicklung betrifft, so müssen wir auf jeden Fall in den Blick nehmen, dass die Welt, in die unsere Kinder und Jugendlichen treten werden, von den Auswirkungen der Digitalisierung in hohem Maße geprägt sein wird. Wir müssen sie kompetent machen, damit sie in dieser Welt bestehen können. Und für die Schule heißt das, dass wir sehr behutsam den Mehrwert des Einsatzes von digitaler Technik herausarbeiten müssen. Wichtige Grundsteine sind mit dem neuen Bildungsplan schon gelegt: Medienbildung gibt es bei uns ab der ersten Klasse und Informatikunterricht an allen weiterführenden Schulen. Das sind wichtige Schlüsselkompetenzen in einer digitalen Welt. Gleichzeitig müssen wir aber immer auch Wert legen auf eine wertorientierte Bildung, die die einzelne Person in den Blick nimmt und stärkt.
Das Interview führte Ingolf Lindel,
(Studierender am Eurythmeum, Mitglied des campusA-Koordinationsteams)