„Was ist denn nun dieses Geld?“
Vortrag von Prof. Dr. Albrecht Hüttig am Mo, 06.03.2017
Ein Bericht von Tamara General | campusA, Freie Hochschule Stuttgart
Geld- der eine hat zu wenig, der andere zuviel. Nietzsche würde jetzt mit Empörung fragen, warum der Starke denn dem Armen was abgeben sollte. Nach Gerechtigkeit haben wir in diesem Vortrag aber nicht gefragt, sondern viel anfänglicher angesetzt, wenn man von sozialen und antisozialen Komponenten mal absieht, nämlich bei der Frage, was denn Geld überhaupt sei. Ist es das, was ich in meiner Geldbörse habe oder das, was in meiner Geldkarte steckt? Gibt es so etwas, wie das Wesen des Geldes?
Um an diesen Dingen zu arbeiten, haben wir mit Herrn Albrecht Hüttig von der Freien Hochschule den Montag Morgen gestartet.
Er sagte gleich zu Beginn, dass es eine Frage ist, wie man mit Geld umgehen mag. Er beantwortete die Frage sogleich mit der Dreigliederung, diese sei aber auch nicht einfach anwendbar, sondern verlange die Bereitschaft jeden Einzelnen sich zu ändern. Herr Hüttig fragte nach Schenkgeld, Leihgeld und Kaufgeld- Was ist denn das? Er beschrieb sein weiteres Vorgehen in diesem Vortrag mit folgenden Worten: „So, liebe Leute…all diese Fragen müssen wir jetzt mal einbetten in ein Grundverständnis über Geld. Und ich sage Ihnen: Danach werden Sie mehr Fragen haben, als vorher.“
So begann Herr Hüttig erstmal lose Statements und Fakten aufzulisten:
– Oxfam berichtet, dass 1% der Menschen 99% des Weltreichtums besitzt.
– Die Menschen sagen „Ich gehe arbeiten um Geld zu verdienen“. Das stimmt aber nicht, da Arbeit nicht bezahlbar ist.
– Der Wert eines Lebensmittels ist nie durch den Preis abbildbar.
– Mit jedem Kauf von Waren zementieren wir soziale Verhältnisse. Auch beim Kauf von Fairtradeprodukten, obgleich dass nur zu 50% egoistisch ist.
Dann nannte er Beispiele aus der Finanzwelt, die jedem wohl bekannt sind: Kriese in China, Panama Papers, Scheinfirmen und Geldwäsche usw. Als Zuhörer konnte nun fast jeder das Gefühl haben, über Geld Bescheid zu wissen. Dann aber sagte er, das Geld habe die Schattierung, die wir Menschen ihm zusprechen; das kann eine schöne Farbe sein, oder aber dreckig.
Er nannte nun Ausdrucksweisen aus der Börsenwelt:
„Geld anlegen“, „Geld arbeitet“, „die Börse ist nervös“, „Gold wird attraktiv“ usw. Die Finanzwelt hat die Eigenart ihr Vokabular aus dem Seelischen und Menschlichen zu klauben, als gäbe es bei dem Geld eine Selbstständigkeit, bei der wir nicht mitwirken. Aber man kann sich nun fragen: Wer macht denn da was??
Dann holte er gleich einen ganzen Batzen verschiedenster Geldscheine hervor, also Euro, Schweizer Franken, die gute alte DM war auch dabei, auch Jugoslawisches Geld. Er fragte zu jedem Schein, ob das jetzt Geld sei.
Wir arbeiteten uns da hin, dass der Wert vom Geldschein gelöst werden kann. Und ein Geldschein kann im Laufe eines Tages ein Vielfachen seines Wertes umgesetzt haben, abhängig seiner Zirkulation.
Zum Schluss sagte er, dass außerdem das Geld auf ein Recht hinweise und doch eigentlich eine geistige Verabredung sei!
Und plötzlich merkten wir: Das Materiellste dieser Welt ist eigentlich völlig immateriell.
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Und Herr Albrecht Hüttig hat sein Versprechen gehalten: Jetzt habe ich viele Fragen! Im Laufe der Tagung musste ich immer wieder an seinen Vortrag denken, und ich bin froh diesen Anstoss bekommen zu haben, für mich wirklich mal festzulegen: Was ist Geld eigentlich für mich?