Geld und Verantwortung

Vortrag von Prof. Dr. Silja Graupe am Do, 09.03.2017
Ein Bericht von Niklas Hoyme | Cusanus Hochschule

„Jeder kommt alleine in den Saal, meistens noch rege mit dem Nachbarn plaudernd mit einem Coffee to go Becher und einem Laptop in der Hand. Wenn alle ihre Plätze gefunden haben, hören die Gespräche langsam auf und die Aufmerksamkeit richtet sich gemeinsam nach vorne. Von der Seite des Professors kommen bald Rechenformeln, egal was der einzelne in dem Saal denkt oder fühlt, jeder von ihnen ein berechenbares Modell. Alles ist berechenbar.“

Mit diesem Bild einer VWL Vorlesung aus einer herkömmlichen Universität leitete Silja Graupe ihren Vortrag auf der diesjährigen bildungsART17 ein.

In Deutschland hören ca. 20% der eingeschriebenen Studenten diese Vorlesung. Ihnen sei meist nicht klar, dass das Geld der soziale Prozess schlechthin sei, denn in den standardisierten Lehrbüchern der Ökonomie würde das Geld erst ab ca. Seite 500 besprochen. Das Thema Geld fände also in den ersten Semestern keinen Platz, auch danach würde zwar in Geld gedacht, jedoch nicht über das Geld nachgedacht.

Silja Graupe führte uns an die von Marc Augé beschriebenen „Nicht-Orte“ in unserem eigenen Leben.

Monofunktional genutzte Orte, die sich auszeichnen durch ein Fehlen von Geschichte und Identität. Ein Aldi Supermarkt sei zum Beispiel so ein Ort.
Die ehemaligen Marktplätze, auf denen früher die gesellschaftlichen Verhältnisse

diskutiert wurden, seien zu ökonomischen Räumen verkommen, die unser Schweigen wollen.

Eine Art blindes Vertrauen habe sich eingeschlichen, Preise oder Arbeitsverhältnisse würden nicht diskutiert. Statt öffentlicher Kommunikation herrsche private Imagination.

Mit dem Geld sei es nach Silja Graupe ein wenig so wie bei einem Fußballspiel.
Die Gesellschaft sei nur noch Spieler mit dem Geld, es sei nicht vorgesehen, dass sich die Spieler auch noch über die Spielregeln austauschen.

Doch gibt es einen Schiedsrichter und wer stellt eigentlich die Spielregeln auf, wenn nicht die Spieler selbst?

Doch das Schweigen könne gebrochen werden durch Orte an denen diese Spielregeln diskutiert werden. Die 2014 von Professoren und Studierenden gemeinsam gegründete Cusanus Hochschule in Bernkastel Kues ist so ein Ort, wo das Gespräch über die Spielregeln stattfindet. Eine Hochschule, wo es keine überfüllten Hörsäle gibt, sondern Austausch und Diskussionen in kleinen Gruppen.

Auch die diesjährige bildungsART war so ein Ort des Gesprächs. Eine Woche lang widmeten wir uns den Themen Geld-Macht Freiheit. Auch im nächsten Jahr wollen wir  voraussichtlich ein sozialpolitisches Thema angehen. Hoffentlich auch wieder mit Silja Graupe.