Bericht von Chiara Plischke
„Begegnung in Bewegung“, so hieß das alljährliche Motto des internationalen Jugend Eurythmie-Festivals im nordrhein-westfälischem Raum, in Witten. Vom 9. bis 12. Mai trafen sich auch dieses Jahr wieder zahlreiche am Spektrum der Bewegungskunst interessierte Menschen in Witten. Über Eurythmieaufführungen von Schülern, Studierenden und Ensembles bis zu Workshops, Musik und Gesang, zeigte das Programm eine Vielfalt an neuen Anregungen.
Insgesamt waren etwa 800 Teilnehmer aus der ganzen Welt wie zumBeispiel Brasilien, Amerika, Kanada, Thailand, Schweiz, Finnland und ganz Deutschland angereist, um ihre künstlerische Bewegungsarbeit in verschiedenen Sprachen, Kompositionen und damit auch unterschiedlichsten Formen zu präsentieren.
60 Gruppen bestehend aus Künstlern, Ensembles, Dozenten, Studenten als auch Schülergruppen
von der 8. bis zur 13. Klasse kamen am sogenannten Annener Berg in Witten zusammen. Auch das Eurythmeum Stuttgart war dieses Jahr nicht nur mit 3. und 4. Studiengang, sondern mit allen 4 Studienjahren vor Ort und wirkte am Geschehen mit. Während andere Gruppen das Vergnügen hatten am naheliegenden Institut für Waldorf-Pädagogik zu zelten, bekamen wir 2 Zimmer der Blote-Vogel-Schule, in welcher die Vorführungen stattfanden, für die Übernachtung zugewiesen. Rückblickend war das wahrscheinlich die bequemere Schlafmöglichkeit.
Am Donnerstag gegen 20 Uhr, nach kurzen vorherigen Vorstellungen, hieß es „Bühne frei für Stuttgart!“. Erst boten das 3. und 4. Studienjahr Ausschnitte der jeweiligen Trimesterarbeit dar. Von fesselnden Lauteurythmiestücken von Fercher von Steinwand „Chor der Urtriebe Nr. 11“ und Annette von Droste Hülshoff „Der Knabe im Moor“ bis zu dem Tonstück, der leicht beweglichen sowie ausgeklügelten Rhapsodie Op. 79 Nr. 2 von Brahms, zeigten die Stücke einen wahren Erlebnisreichtum.
Die Humoreske “Das Herz“, die in gemeinsamen Eurythmiestunden einstudiert wurde, führten alle Studienjahre gemeinsam auf. Im Stück handelte es sich um Studenten – aufgeteilt in die 4 Temperamente, die die menschlichen Grundtypen verkörperten -, und dementsprechend melancholisch, cholerisch, phlegmatisch oder sanguinisch auf die grotesk-erheiternden Beschreibungen des Professors über die „Pumpe“ reagierten.
In diesem Falle erreichte die beabsichtigte erheiternde Wirkung den bis zum Rande gefüllte Saal, was für uns ein Erfolgserlebnis war, die Zuschauer tatsächlich ansprechen zu können. Es war nicht nur für das erste Jahr, das erstmals auf einer anderen Bühne performte, ein Erlebnis der besonderen Art, sondern auch für alle anderen war bewusst, am Zentrum der Eurythmie-Szene seine Schokoladenseite zu zeigen.
Abseits der Aufführungen gab es vormittags und nachmittags Workshops wie z.B. „Brasilianische Tänze“, „Integrales Yoga“, „Ein Besuch bei den Hühnern“, Trommeln, Improvisation, die Planetenkräfte und vieles mehr, was den Tag nicht nur bereicherte, sondern auch Abwechslung bot. Wer den Abend noch ausklingen lassen wollte, konnte später verschiedenster Musikrichtungen wie Folk, Reggae, Electro, Soul, spanischem Gesang, Jazz, Techno lauschen bzw. dazu tanzen. Wer dann noch fit war und noch nicht genug bekam, für den war das Nachtcafé bis 2 Uhr geöffnet.
Selbstverständlich war bei so einer enorm großen Veranstaltung für ein reichhaltiges Essensangebot gesorgt, das auch für Allergiker Alternativen bot. Das heiß-begehrte vielfältige Frühstückbuffet, das für jeden etwas im Sortiment hatte, war dabei das Highlight des Tages.
Für mich selbst war es ein Erleben, das nicht nur Räume für Eurythmie-Begegnungen schaffte, sondern auch Raum für Neues, Erfahrungen sowie Eindrücke und Ausdrücke bereitstellte. Wir waren nicht nur Beobachter des Festivals, sondern auch „Akteure“ auf der Bühne. Der Applaus nach der Aufführung verriet, dass sich die feine Arbeit der Stücke gelohnt hatte. Zudem konnte man
beim Zuschauen die Absicht der Eurythmisten erfühlen. Das Eurythmie-Festival ist demnach nicht nur der äußeren Bewegung begegnet, sondern hat eine innere Bewegung kreiert!