BildungsART 16
Ich 4.0- Atmen mit den Sinnen
ein Rückblick von Tamara General und Marco Wink

Bei einem Treffen im Jahre 2000 formulierte die Erdcharta-Kommission folgendes Ziel:
„Wir stehen an einem kritischen Punkt der Erdgeschichte, an dem die Menschheit ihre Zukunft wählen muss. Da die Welt zunehmend miteinander verflochten ist und zerbrechlich
wird, birgt die Zukunft gleichzeitig große Gefahren, wie auch Chancen.Wir müssen uns zusammenfinden, um eine zukunftsfähige Weltgesellschaft zu schaffen, die sich auf Ehrfurcht vor der Natur, die allgemeinen Menschenrechte, wirtschaftliche Gerechtigkeit und einer Kultur des Friedens gründet. Auf dem Weg dorthin ist es unabdingbar, dass wir, die Völker der Erde, Verantwortung füreinander übernehmen, für die größere Gemeinschaft allen Lebens
und für die künftigen Generationen.“

Dieses Zitat spiegelt die Impulse und Gedanken treffend in ihrer ganzen Intensität wieder, welche wir auf all unseren bisherigen Tagungen unter verschiedenen Schwerpunkten bewegt haben.
Die bildungsArt 14 „Wie will ich lernen – Wie will ich lehren?“, mit ihrem frischen jugendlichen Wind, legte den Grundstein für alle weiteren Tagungen. Die Energie und der Wille, wirklich etwas Zukunftsweisendes schaffen zu wollen und zu können, lebten in der Tagung immer wieder auf und kamen in den Reflektionen deutlich zum Ausdruck. Das heutige Nachtcafe hatte seine Geburtsstunde auf dieser Tagung. Es entstand aus dem Bedürfnis heraus, dass es doch etwas geben solle, dass den Impuls der Tagung weiterträgt und weiterträgt.
War die bildungsArt14 vermehrt noch eine Begegnung auf seelischer Ebene, und 2015 mit dem Thema „Im Puls der Zeit – Wie gestalten wir Zukunft?“ recht kopflastig, so ist es uns 2016
gelungen, besonders durch das wahrnehmungsLab, ein Gleichgewicht zu schaffen, bei dem ein komplexes Thema auch leiblich durchdrungen und erlebbar gemacht werden konnte.
Mit der Tagung „ICH 4.0- Atmen mit den Sinnen“ , bei der wir uns mit ‚Mensch und Technik‘ auseinander setzten, erlebten wir eine bildungsArt, bei der an der Seite von Fachleuten Chancen, Möglichkeiten und Gefahren gleichermaßen unserer Zukunft präsentiert und diskutiert wurden. Den Auftakt der Tagung gestaltete Gerald Häfner, EU-Politiker und Waldorflehrer. Er appellierte nicht bloß Zuschauer in einer sich schnell wandelnden Welt zu sein, sondern Mitgestalter zu werden und Verantwortung für unsere Zukunft, die mit Technik eng verbunden sein wird, zu übernehmen.
Er zeigte die Wirkungen der Neuen Medien auf Politik, Recht, Öffentlichkeit und Wirtschaft konkret auf und führte uns so das Thema an jeden einzelnen von uns nah heran.
Der Montagmorgen begann mit einem Plenumsvortrag von Julian Wildgruber (Filmemacher) und Jannis Keuerleber (Dozent und Berater). Sie blickten auf die Phänomene der technischen Entwicklung und sprachen darüber wie die Technologie unsere Welt verändert. Wie sie da saßen
im Lehnstuhl und Sessel bei Kerzenschein, wurden wir als Zuschauer mit der gesamten Thematik direkt in unsern eigenes Wohnzimmer befördert. Dachte man bisher noch, dass die Technisierung von einem selbst noch eher weit weg sei und man damit noch wenig zu tun habe, so wurde durch dieses Bild deutlich: Die Zukunft ist schon direkt in meinem Wohnzimmer, und ich habe unmittelbar was damit zu tun.“
Das Plenum am Nachmittag knüpfte direkt daran an und gab Einblicke in die Perspektive aus Kultur und Wirtschaft.
Durch den Tag in zwei zeitlich getrennten Zeitschienen hatten die Besucher die Gelegenheit sich durch das wahrnehmungsLab führen zu lassen und Erfahrungen an verschiedensten Phänomenen zu sammeln. Es war ein Gang gleichermaßen durch physische Räume und seelische Innenräume.
Der Dienstag behandelte das weite Thema der Vernetzung in Bezug auf das Ich. Im Plenumsgespräch wurde der Frage nachgegangen, wie Vernetzung, Organismus, Gemeinschaft und Lebensraum zusammenhängen.
Der Mittwoch stand im Zeichen der Bildung. Wie sind die Kinder und Jugendlichen, denen wir
täglich in unserer Arbeit gegenüberstehen? Wo und Wie sind sie verortet? Wie können wir sie heute
unterstützen, um ihr Potential morgen in die Welt zu tragen? Diesen und weiteren Fragen ging Johannes Greiner am Morgen mit uns nach. Im Nachmittagsplenum wurde nochmal der Sonntags- Auftaktvortrag vertieft, mit dem Thema „Technik-Gesellschaft-Zukunft“.
Am Donnerstagmorgen führte Dr. Edwin Hübner die Visionen und Ziele der Weltbilder des Netzes an. Das löste bei vielen Besuchern, die Frage aus „Wie wollen wir unsere Zukunft gestalten? Was kann ich tun?“ Im anschließenden Open Space mit Dan-Felix Müller entstanden dann am
Nachmittag dazu viele fruchtbare Ideen zu Kultur, Kunst und Wirtschaft. Aber auch mögliche Aufgaben für die Gesundheit fanden ihren Platz, wie Kopf-frei-Übungen und Wahrnehmungs- Schulung.
Der Freitagmorgen war dem Ausatmen und Rückbesinnen auf den eigenen Körper und die eigenen Erfahrungen gewidmet. Durch Reflektionen bekam die Woche einen schönen Abschluss.
Durch die gesamte Woche war zu spüren, wie Energie- und Initiativkraft in jedem Einzelnen wuchs. Jeder hat sicher viele Fragen und Denkanstöße bewegt und wir sind uns sicher, dass ebenso viel in jedem bewegt wurde. Die bildungsART 16 führte uns etwas vor Augen, dass wir nicht besser, als mit Worten Joseph Beuys beschreiben können:
„Jeder Mensch ist ein Künstler als Mitgestalter am Planet Erde als zukünftiges Gesamtkunstwerk.“
Vom 05.03. – bis 10.03. wird die bildungsART 17 stattfinden. Der Titel lautet voraussichtlich:
„Macht Geld Freiheit“! Geld an sich ist neutral, erst mein Umgang damit macht es zu „gut oder böse“. Dieses Thema wollen wir inhaltlich über Vorträge, Plenen und Workshops erfahren und erarbeiten. Wir wollen wieder Räume schaffen um Phänomene konkret erlebbar zu machen und uns
wieder gemeinsam an künstlerischen Darbietungen auf der Bühne erfreuen. Auch wird es das mittlerweile traditionelle Nachtcafe wieder geben, um einen Raum für Begegnung zu schaffen, in dem man sich über das Erlebte in Ruhe austauschen kann.