Am 11. Oktober fand zum wiederholten Male ein campusA Dozententreffen mit reger Beteiligung statt. Das Leitthema des Treffens waren die aktuellen Tendenzen bei der Digitalisierung im Zusammenhang mit Bildung.

Nach einem einleitenden Beitrag von Dr. Albrecht Hüttig, Dozent an der Freien Hochschule, entwickelte sich ein Gespräch über den Einfluss künstlicher Intelligenz in den Arbeitsbereichen der verschiedenen campusA Einrichtungen.

Besonders deutlich wurde der Einsatz künstlicher Intelligenz, als ein Teilnehmer des Prflegebildungszentrums vom Robotereinsatz jeglicher Art im medizinischen Bereich berichtete. Die Forschung sei in vielen Bereichen bereits soweit fortgeschritten und habe Roboter entwickelt, die mit einer höheren Treffsicherheit als ein Arzt beispielsweise Hautkrebs diagnostizieren können.

Aber auch in der Pflege kämen Roboter zum Einsatz, wie beispielsweise die Pflegerobbe Paro. Sie wurde in den letzten Jahren in Japan entwickelt und kommt dort bereits vielfach zum Einsatz. In Deutschland hingegen wird bislang eher mit Zurückhaltung auf derlei „emotionale“ Pflegeassistenz reagiert, weil es als befremdlich empfunden wird, Emotionen bei Menschen mit Hilfe einer toten Maschine zu wecken.

Aber warum Paro nicht einfach einsetzen, wenn Sie den demenzkranken Menschen offenbar emotionale Erheiterung schenkt? Den Erfahrungen nach zu urteilen reagieren die betreuten Menschen nämlich sehr gut auf Paro und erleichtern damit die Arbeit im hochfrequenten Pflegealltag. Außerdem pinkelt Paro nicht in die Stube und zu fressen braucht sie auch nicht.

Es wird folgendermaßen argumentiert: Kinder spielen auch gerne mit Puppen, die Töne von sich geben und mit den Augenliedern klappern. Damit scheint niemand ein Problem zu haben. Demenzkranke seien in vielerlei Hinsicht auch wie Kindern: Sie verhalten sich wie solche, lieben es beispielsweise mit Puppen zu spielen und brauchen ebenso Aufmerksamkeit und Pflege wie Kleinkinder.

Wer aus diesem Vergleich nun schlussfolgert, der Einsatz von Paro wäre deshalb ganz unfragwürdig, der übersieht aber, was er bereits im Hinblick auf Kinder übersieht: Man kann mit Kindern fast alles machen. Sie sind offen und naiv und sind von allem in den Bann gezogen, was attraktiv ist. Dass diese Offenheit kein Freifahrschein dazu ist, alles anzubieten, auf das positiv reagiert wird, und dass die Frage nach dem Einsatz von „emotionalen“ Pflegerobotern viel tiefer behandelt werden muss, nämlich auf Grundlage der Frage, was emotionales Empfinden überhaupt ist und inwiefern zu dessen Entwicklung oder Aufrechterhaltung ein emotional empfindendes Gegenüber nötig ist, dazu muss die grundlegende Auseinandersetzung damit, was der Mensch ist in dieser Debatte an Präsenz gewinnen. Wie die Frage, was der Mensch ist beantwortet wird, hängt selbstverständlich vom Blickwinkel und Erfahrungshorizont eines jeden Einzelnen ab. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Frage nach dem spezifisch Menschlichen gegenüber einer intelligenten Maschine etwas in der Empfindung auslöst, dass ein Garant dafür sein kann, dass sich der Mensch immer als Mensch gegenüber der Maschine erlebt und sich als solcher in dieser Position behauptet.

Anbei ein Link zu einem Artikel über Paro auf heise.de: www.heise.de/tp/features/Die-Pflegerobbe-Paro-ein-unmoralisches-Angebot-3368674.html

Bildquelle: www.mopo.de/ratgeber/gesundheit/-kuschel-roboter-aus-japan-laesst-demenzkranke-wieder-lachen-5538550